Lederhandwerkerin vom Niederrhein

Mit Hammer und Punziereisen echte Lederschätze erschaffen

 

 

Beim Arbeiten mit Leder beeindruckt mich am meisten das Punzieren. Punzieren ist ein historisches Kunsthandwerk und bedeutet, dass Muster oder Motive mit dem passenden Werkzeug ins Leder getrieben werden. Am Ende kann diese Arbeit mit spezieller Färbung und einem Finish hervorgehoben und betont werden. Heraus kommen echte Lederschätze.

 

 


 

Vorbild sind für mich amerikanische Sattler: Wenn ich mir einen reich verzierten Westernsattel ansehe, gerate ich ins Schwärmen! Das wollte ich auch können. Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung von Master Leather Artist Tony Laier lernte ich das Punzieren learning by doing und war sofort begeistert.

Diese Arbeit nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Das vegetabil gegerbte Rindsleder benötigt zunächst einmal die optimale Feuchtigkeit. Nach dem Anfeuchten wird es eine Weile liegen gelassen, bis die obere Hautschicht wieder leicht angetrocknet, die mittlere Hautschicht aber noch feucht ist. So ist das Leder elastisch genug für das Punzieren. Die Motive übertrage ich dann per Hand. Die Schablonen dafür sind entweder ausgedruckt (wenn man sie verwenden darf) oder selbst gezeichnet.

 

 

„Wenn ich mir einen reich verzierten Westernsattel ansehe, gerate ich ins Schwärmen!“

 

 

 

 

 

 

Bilder werden im Leder "versenkt" und bekommen dabei mehr Tiefe

 

 

Ist das Motiv übertragen, muss ggf. wieder die Feuchtigkeit des Leders nachjustiert werden, bevor das Swivel Knife (Kurvenmesser) zum Einsatz kommt. Mit diesem kleinen Messer mit drehbarer Klinge schneide ich alle Linien des Motivs nach. Mit speziellen Punzen (Punziereisen) arbeite ich dann das Bild heraus. Es wird sozusagen im Leder „versenkt“ und bekommt dabei Tiefe, Schattierungen, Lebendigkeit. Zu Beginn habe ich mit einem leichten Rohhaut-Hammer gearbeitet, mittlerweile habe ich einen mittelschweren Rohhaut-Hammer (1 kg). Das Ergebnis ist deutlich besser, weil der Schlag kräftiger ist. Allerdings muss ich mit dem schweren Hammer öfter eine kleine Pause einlegen.

 

 

 

 

Handwerkliches Geschick, künstlerisches Talent und das richtige Leder

Neben künstlerischem Talent und handwerklichem Geschick ist die Wahl des richtigen Leders ausschlaggebend für die Qualität der Punzierung. Sehr gut zum Punzieren geeignet ist vegetabil (pflanzlich) gegerbtes Blankleder vom Rind, also Vollleder mit Narben- und Fleischseite. Es besitzt die nötige Elastizität für diese Arbeit. Chromgegerbte Leder oder Leder von Schwein, Ziege oder Lamm sind zum Punzieren nicht geeignet. Eine Lederdicke zwischen 2 bis 3,5 mm ist für das Punzieren optimal, zu dünn sollte das Leder nicht sein, dicker geht immer.

 

 

Narben, Stiche oder Wunden gehören einfach dazu

Es gibt extra für Punzierarbeiten aufbereitete Rinderhäute. Deren Narbenseite ist glatt geschliffen, damit kaum Spuren sichtbar sind, die das Punzierbild „stören“ könnten. Solch ein Leder habe ich probiert. Es ist ein gutes Material, das Punzieren scheint leichter von der Hand zu gehen. Allerdings mag ich „normale“ Blankleder, auf denen Naturmerkmale der Kuhhaut wie Narben, Stiche oder Wunden sichtbar sind. Diese „Zeichnungen“ gehören für mich zum Leder einfach dazu, denn sie machen jedes Stück zu einem Unikat und erzählen darüber hinaus ein wenig vom Leben des Tieres.

 

 

Punziertes Leder ist zeitlos schön

Punzierte Lederstücke färbe ich entweder mit lichtechter Lederfarbe oder direkt mit einem Antikfinish. Letzteres hebt die Punzierung besonders gut hervor, da sich die Antikpaste in den Vertiefungen der Punzierung festsetzt und diese nachdunkelt. Doch manchmal überlasse ich auch Sonne und Zeit die Färbung des Leders.

Alles in Allem ist Punzieren eine befriedigende Arbeit, die sehr viel Spaß macht. Mit Punzierungen verzierte Lederartikel sind zeitlos schön, sie sind etwas Besonderes. Da ihre Herstellung recht aufwändig ist, haben diese Artikel ihren Preis. Doch solche Produkte hat man bei guter Pflege ein Leben lang.

 

 

 

 

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